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Traditionelle japanische Medizin: Prinzipien und Behandlungen

Die traditionelle japanische Medizin, auch Kampo-Medizin genannt, wird von der chinesischen Medizin weitgehend in den Schatten gestellt, ist aber dennoch sehr lehrreich. Im Mittelpunkt stehen ihre wichtigsten Grundsätze und die Pflanzen, aus denen sich ihre Pharmakopöe zusammensetzt.

Japan ist die Wiege der Kampo-Medizin

Die Ursprünge der traditionellen japanischen Medizin

In der Jungsteinzeit wurde Krankheit als ein Eindringen dämonischer Geister in den Körper angesehen. Die Japaner verließen sich daher auf Schamanen, die mit Amuletten, Gebeten und Grimoires versuchten, das Böse auszutreiben. Erst im 7. Jahrhundert v. Chr brachten die ersten Migrationswellen, die aus Korea, Nordchina und den Philippinen strömten, einige Brocken medizinischen Wissens mit sich.

Es waren vielmehr der verstärkte Austausch mit China, sowie der Einfluss des chinesisch-koreanischen Buddhismus, die ab dem 6. Jahrhundert wirklich die Grundlagen der traditionellen japanischen Medizin legten (1).

Die Kampo-Medizin (wörtlich: "Medizin nach der Han-Methode") übernahm ursprünglich alle Regeln der chinesischen Medizin, emanzipierte sich aber nach und nach von ihr, als die Tang-Dynastie um 907 endete. Sie unterscheidet sich von ihr insbesondere durch einen praktischeren Ansatz, eine Diagnose, die auf der Konjunktion von Symptomen beruht, sowie durch ihre natürlichen Heilmittel, die aus lokalen Pflanzen formuliert werden (2).

Die wichtigsten Prinzipien der Kampo-Medizin

Die Kampo-Medizin nimmt einen holistischen Standpunkt ein, bei dem jedes Individuum in seiner Gesamtheit erkannt wird. Körper und Geist bilden ein unteilbares Ganzes, das in ständiger Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht und dessen Gleichgewichtszustand ständig erhalten werden muss.

Es überrascht nicht, dass einige Grundlagen der chinesischen Medizin der japanischen Medizin direkt zugrunde liegen. Zum Beispiel:

  • Ki (entspricht dem chinesischen Qi) steht für die Lebensenergie, die im Körper zirkuliert und deren Fließfähigkeit (3);
  • In und Yo ((japanisches Pendant zu Yin und Yang) stehen für den Dualismus, der in jedem Element des Universums vorhanden ist (4);
  • die Theorie der fünf Elemente postuliert, dass jedes Organ, Gliedmaß oder Gefühl als eine Kombination aus Metall, Holz, Wasser, Feuer und/oder Erde beschrieben werden kann (5).

Die Bedeutung von Berührungen in der japanischen Medizin

In der japanischen Medizin nimmt das Abtasten des Körpers einen wesentlichen Platz ein (6). Sie ermöglicht es, Bereiche der Leere (Kyo) oder Fülle (Jitsu) zu identifizieren, die deutliche Anzeichen für ein energetisches Ungleichgewicht sind. In diesem Zusammenhang haben verschiedene Praktiken, die den Tastsinn beanspruchen und aus der chinesischen Heilkunst stammen, Eingang in die japanische Tradition gefunden.

Die Akupunktur wird umfassend untersucht, allerdings mit feineren Nadeln, die schmerzlos über eine Röhre namens Shinkan eingeführt werden. Die während der Ming-Dynastie in China weitgehend entwickelte Moxibustion besteht darin, eine Wärmequelle über ein Moxa, das aus der Raffination und Verbrennung von Beifußblättern (yomogi) (7) stammt, auf verschiedene Punkte des Körpers anzuwenden (7). Seine verschiedenen Darreichungsformen wie Okyu (Reiskorn), Kyutoshin (Moxa auf Nadel), Chinetsukyu (Zapfen) oder Bokyu (großer Stab) besitzen jeweils ihre eigenen therapeutischen Anzeigen.

Die vor über 1000 Jahren von den Japanern übernommene traditionelle Amma-Massage ("mit den Händen beruhigen") zielt darauf ab, Ki frei durch den Körper fließen zu lassen, vom Zentrum zu den Extremitäten (8). Sie beruht auf einer Reihe komplexer Manipulationen (kata) die aus Dehnungen, Wiegen, Druck und Perkussion bestehen, die sich auf 360 spezifische Punkte stützen. Es inspirierte auch Shiatsu, das später im frühen 20. Jahrhundert formalisiert wurde (9).

Medizinische Fachgebiete der japanischen Medizin

Mit seinem 30-bändigen Werk Ishinpô überträgt Tanba Yasuyori (912-995) das gesamte chinesische medizinische Wissen in die japanische Sprache (10). Und schon wird die medizinische Kunst in verschiedene Spezialgebiete wie Innere Medizin, Dermatologie, HNO, Chirurgie, Pharmakologie, Gynäkologie, Geburtshilfe oder Pädiatrie unterteilt. Sogar das menschliche Sexualverhalten und Gesundheitsregime werden thematisiert.

Auch die Augenheilkunde erlebte mit der Ankunft des buddhistischen Mönchs Majima Seigan einen beispiellosen Aufschwung. Er gründete seine eigene Schule, die sich der Behandlung der Augen widmete und in der sich namhafte Praktiker zusammenfanden. Die Augentropfen sowie die Augenchirurgie werden entwickelt (11). Seine Abhandlung Majima ryū ganmoku hiden shō ist die erste zu diesem Thema, die in Japan veröffentlicht wurde.

Während der Muromachi-Zeit dezimieren blutige Kriege das japanische Volk. Um die Wunden und Verstümmelungen auf dem Schlachtfeld zu verbinden, verwandeln sich die intellektuellen Kämpfer in "Wundchirurgen" oder kinsō-i. Sie stehen im Gegensatz zu den "Furunkelchirurgen" (yōka), die die Zivilbevölkerung behandeln. Sie galten als schmutzig und unrein, weil sie auf diese Weise die Geheimnisse des Körpers durchdrangen haben, haben aber dennoch die Kenntnis der Anatomie und die Beherrschung des Wundvernähens auf bemerkenswerte Weise vorangebracht.

Die japanische Pharmakopöe

Die Kampo-Medizin stellt Heilmittel (kampo yaku) her, indem sie Elemente aus der Natur, die über medizinische Eigenschaften verfügen (shoh yaku) miteinander kombiniert. Dabei kann es sich um Pflanzenteile (Wurzeln, Blüten, Früchte, Rinde, Samen, usw.), Mineralien oder tierische Substanzen (Haut, Knochen, Muschel, usw.) handeln. Die Idee ist, eine Reihe von Symptomen gleichzeitig zu behandeln (und nicht jedes Symptom einzeln anzugehen), indem man den Patienten in seiner Gesamtheit untersucht.

Zu den beliebtesten shoh yaku gehören die Süßholzwurzel (kanzo), ein wahres Allheilmittel der asiatischen Medizin, Ingwer (syokkyoh) für seine wärmenden Eigenschaften oder Kudzu (kakkon), das den weiblichen Zyklus harmonisiert (12-14). Als Ki-Verflüssiger ist die Magnolienrinde Bestandteil einer Vielzahl von Präparaten (15).

Pilze stehen dem in nichts nach. Der als "Immunitätspilz" bezeichnete Reishi ist ein Ki-Tonikum, das die Immunfunktion unterstützt und zu einem normalen Blutkreislauf beiträgt (16). Das seit Kaiser Chūai verwendete Myzel von Shiitake wurde traditionell zur Bekämpfung von körperlicher und geistiger Erschöpfung eingesetzt, und zwar aufgrund seines Gehalts an Polysacchariden Alpha-Glucanen (AHCC) (17).

Das heutige Japan setzt seine Innovation in Sachen Naturheilmittel fort und produziert wirkungsvolle Nahrungsergänzungsmittel wie bestimmte "Postbiotika", hochwertiges organisches Germanium, die Erfindung von schwarzem Knoblauch, usw. (18-19).

DER SUPERSMART-TIPP

Quellenangaben

  1. Kuchta K, Cameron S. Editorial: Kampo Medicine in a Modern Context: Ethnopharmacological Perspectives. Front Pharmacol. 2022 Sep 2;13:971254. doi: 10.3389/fphar.2022.971254. PMID: 36120328; PMCID: PMC9480492.
  2. Iwase S, Yamaguchi T, Miyaji T, Terawaki K, Inui A, Uezono Y. The clinical use of Kampo medicines (traditional Japanese herbal treatments) for controlling cancer patients' symptoms in Japan: a national cross-sectional survey. BMC Complement Altern Med. 2012 Nov 20;12:222. doi: 10.1186/1472-6882-12-222. PMID: 23167528; PMCID: PMC3537749.
  3. Watanabe K, Matsuura K, Gao P, Hottenbacher L, Tokunaga H, Nishimura K, Imazu Y, Reissenweber H, Witt CM. Traditional Japanese Kampo Medicine: Clinical Research between Modernity and Traditional Medicine-The State of Research and Methodological Suggestions for the Future. Evid Based Complement Alternat Med. 2011;2011:513842. doi: 10.1093/ecam/neq067. Epub 2011 Feb 17. PMID: 21687585; PMCID: PMC3114407.
  4. Hottenbacher L, Weißhuhn TE, Watanabe K, Seki T, Ostermann J, Witt CM. Opinions on Kampo and reasons for using it--results from a cross-sectional survey in three Japanese clinics. BMC Complement Altern Med. 2013 May 16;13:108. doi: 10.1186/1472-6882-13-108. PMID: 23680097; PMCID: PMC3669030.
  5. Minagawa T, Ishizuka O. Status of urological Kampo medicine: a narrative review and future vision. Int J Urol. 2015 Mar;22(3):254-63. doi: 10.1111/iju.12685. Epub 2015 Jan 18. PMID: 25597936.
  6. Yakubo S, Baba M, Odaguchi H, Wakasugi A, Sekine M, Hanawa T, Mitsuma T, Namiki T, Arai M, Muramatsu SI, Shimada Y, Shibahara N. Kampo Formula-Pattern Models: The Development of 13 New Clinically Useful Standard Abdominal Pattern Models in the Fukushin Simulator. Front Pharmacol. 2022 Apr 29;13:688074. doi: 10.3389/fphar.2022.688074. PMID: 35571074; PMCID: PMC9106283.
  7. Yakubo S, Ito M, Ueda Y, Okamoto H, Kimura Y, Amano Y, Togo T, Adachi H, Mitsuma T, Watanabe K. Pattern classification in kampo medicine. Evid Based Complement Alternat Med. 2014;2014:535146. doi: 10.1155/2014/535146. Epub 2014 Feb 20. PMID: 24701241; PMCID: PMC3950553.
  8. Ishizaki N, Yano T, Kawakita K. Public status and prevalence of acupuncture in Japan. Evid Based Complement Alternat Med. 2010 Dec;7(4):493-500. doi: 10.1093/ecam/nen037. Epub 2008 Jun 19. PMID: 18955345; PMCID: PMC2892353.
  9. Robinson N, Lorenc A, Liao X. The evidence for Shiatsu: a systematic review of Shiatsu and acupressure. BMC Complement Altern Med. 2011 Oct 7;11:88. doi: 10.1186/1472-6882-11-88. PMID: 21982157; PMCID: PMC3200172.
  10. Mayanagi M, Shen S. [A study on "Kyō gige" or "Jing Yijie" mentioned in the Ishinpō]. Nihon Ishigaku Zasshi. 1996 Sep;42(3):349-68. Japanese. PMID: 11619316.
  11. Takayama S, Shiga Y, Kokubun T, Konno H, Himori N, Ryu M, Numata T, Kaneko S, Kuroda H, Tanaka J, Kanemura S, Ishii T, Yaegashi N, Nakazawa T. The traditional kampo medicine tokishakuyakusan increases ocular blood flow in healthy subjects. Evid Based Complement Alternat Med. 2014;2014:586857. doi: 10.1155/2014/586857. Epub 2014 Apr 24. PMID: 24872835; PMCID: PMC4020465.
  12. Veilleux MP, Moriyama S, Yoshioka M, Hinode D, Grenier D. A Review of Evidence for a Therapeutic Application of Traditional Japanese Kampo Medicine for Oral Diseases/Disorders. Medicines (Basel). 2018 Apr 18;5(2):35. doi: 10.3390/medicines5020035. PMID: 29670027; PMCID: PMC6023475.
  13. Nose M, Tada M, Kojima R, Nagata K, Hisaka S, Masada S, Homma M, Hakamatsuka T. Comparison of glycyrrhizin content in 25 major kinds of Kampo extracts containing Glycyrrhizae Radix used clinically in Japan. J Nat Med. 2017 Oct;71(4):711-722. doi: 10.1007/s11418-017-1101-x. Epub 2017 Jun 12. Erratum in: J Nat Med. 2018 Mar 1;: PMID: 28608269; PMCID: PMC5897458.
  14. Bihlet AR, Byrjalsen I, Andersen JR, Simonsen SF, Mundbjerg K, Helmer B, Riis BJ, Karsdal MA, Christiansen C. The Efficacy and Safety of Multiple Dose Regimens of Kudzu (Pueraria lobata) Root Extract on Bone and Cartilage Turnover and Menopausal Symptoms. Front Pharmacol. 2021 Oct 22;12:760629. doi: 10.3389/fphar.2021.760629. PMID: 34744740; PMCID: PMC8568880.
  15. Poivre M, Duez P. Biological activity and toxicity of the Chinese herb Magnolia officinalis Rehder & E. Wilson (Houpo) and its constituents. J Zhejiang Univ Sci B. 2017 Mar.;18(3):194-214. doi: 10.1631/jzus.B1600299. PMID: 28271656; PMCID: PMC5365644.
  16. Wachtel-Galor S, Yuen J, Buswell JA, et al. Ganoderma lucidum (Lingzhi or Reishi): A Medicinal Mushroom. In: Benzie IFF, Wachtel-Galor S, editors. Herbal Medicine: Biomolecular and Clinical Aspects. 2nd edition. Boca Raton (FL): CRC Press/Taylor & Francis; 2011. Chapter 9. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK92757/
  17. Dai X, Stanilka JM, Rowe CA, Esteves EA, Nieves C Jr, Spaiser SJ, Christman MC, Langkamp-Henken B, Percival SS. Consuming Lentinula edodes (Shiitake) Mushrooms Daily Improves Human Immunity: A Randomized Dietary Intervention in Healthy Young Adults. J Am Coll Nutr. 2015;34(6):478-87. doi: 10.1080/07315724.2014.950391. Epub 2015 Apr 11. PMID: 25866155.
  18. Goodman S. Therapeutic effects of organic germanium. Med Hypotheses. 1988 Jul;26(3):207-15. doi: 10.1016/0306-9877(88)90101-6. PMID: 3043151.
  19. Ahmed T, Wang CK. Black Garlic and Its Bioactive Compounds on Human Health Diseases: A Review. 2021 Aug 19;26(16):5028. doi: 10.3390/molecules26165028. PMID: 34443625; PMCID: PMC8401630.

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